Tagebuch

 

06.10.2007

Dies wird vorerst der letzte Tagebucheintrag der zweiten Tour sein, denn gestern (Freitag) Nacht um ca. 1:30 Uhr kamen wir alle wieder wohlbehalten in Witzenhausen an.

Hinter uns liegen drei eindrucksvolle Wochen durch Lettland, Litauen und Polen. Während der letzten Woche in Polen hatten wir einen straffen Zeitplan. Wir besuchten drei Universitäten und mehrere ökologische Betriebe. Zum Abschluss führten wir unser Programm am Freitag in Poznan vor einem sehr interessierten Publikum durch, mit dem es zu langen und interessanten Diskussionen kam.

   
   
03.10.2007

Heute fand unser Projekttag in Bydgoszcz statt. Empfangen wurden wir von Piotr Dziamski, der uns ueber den Campus fuehrte, wo wir morgens -  waehrend der Einfuehrungsveranstaltung fuer die neuen Studenten -  unseren Infostand aufbauten. Nachmittags waren wir sehr ueberrascht von der grossen Anzahl Studenten, die sich vor unserem Raum draengten und so mussten wir kurzerhand in den grossen Hoersaal wechseln. Es waren fast 100 Teilnehmer erschienen, die meisten von ihnen Masterstudenten! Da viele der Anwesenden kein Englisch konnten, wurden die Praesentationen von Prof. Prusinski uebersetzt, der uns auch bei der Organisation des Projekttages geholfen hatte. Nach unseren Praesentationen entstand eine lebhafte Diskussion ueber den Oekolandbau. Wir hatten einen schweren Stand, all die kritischen Fragen zu beantworten. Endlich konnten wir das ganze Wissen, das wir waehrend unseres bisherigen Studiums angehaeuft hatten, anwenden! Auch der Workshop "How to organize a campaign tour" war gut besucht.

Wir liessen diesen erfolgreichen Tag in der Altstadt von Bydgoszcz in einer ruhigen Kneipe, wo wir ein paar Drinks genossen, zusammen mit Piotr ausklingen.

   
   
02.10.2007

Der erste Projekttag in Polen startete mit unerwartet vielen Teilnehmern. Begruesst wurden die 18 Anwesenden vom Vizedekan der landwirtschaftlichen Fakultaet. Die Dsikussionen nach den Praesentationen zeigten, dass ein reges Interesse am Oekolandbau vorhanden, jedoch das Wissen darueber noch recht jung ist.

Zu unserer Freude war der Besuch in Olsztyn ein sehr wichtiges Ereignis fuer Professor Tyburski. Er unterstuetz ihn in seinen Bemuehungen, wieder einige Lehrveranstaltungen zum Oekologischen Landbau im Lehrplan der Universität zu etablieren, so wie es bis 2006 der Fall war. Er fuehlte sich in seinen Bemuehungen bestaerkt und konnte den Lehrkraeften vor Ort zeigen, dass es auch noch andere Menschen ausser ihm selbst gibt, die sich dafuer stark machen.

   
   
01.10.2007

Heute besuchten wir den Versuchsbetrieb der Universitaet Olsztyn, auf dem auch oekologische Versuche durchgefuehrt werden. Der Kontrast dieses Betriebes zu den oekologisch wirtschaftenden Betrieben, die wir davor besucht hatten, vor allem in der Tierhaltung, bestaerkte uns wieder in unserer Ueberzeugung, fuer die richtige Sache unterwegs zu sein.

Im Anschluss wurde uns ein oekologischer Familienbetrieb gezeigt, der Rindfleisch (Mutterkuehe) und Getreide fuer die Nudelproduktion von Herrn Babalski erzeugt.

   
   
30.09.2007

Es wird langsam dunkel in Olsztyn. Vor den Arkaden eines Hauses packt die Blumenvekäuferin ihre übrig gebliebenen Sträuße zusammen und verlässt den Platz mit ihrem Bollerwagen. Wir hocken auf der Treppe der alten Stadtbibliothek und schicken unseren Tagesbericht ins Netz.

Zwei Tage mit vollem Programm liegen hinter uns: Am Samstag starteten wir unter Prof. Dr. Jozef Tyburskis Leitung (unser Ansprechpartner an der Uni in Olzstyn) einen Besuch auf dem Hof von Stefan Hipp. Der 1600 ha große Betrieb liegt im Norden Polens, voll arrondiert in einer wunderschönen hügeligen Landschaft, 50km vor der russischen Grenze. Zu unserem Glück hatte Stefan Zeit, uns eine Führung über seinen Betrieb zu geben. Auf den Grünlandflächen lässt er seine ca. 400 Kopf große Angus-Herde und die 500 Schafe weiden. Der größte Teil des Ackerlandes wird mit Getreide bestellt; Kartoffeln, Erbsen, Klee, Ackerbohnen, Möhren und Pastinaken runden die Fruchtfolge ab. Im Anschluss an die Führung genossen wir ein vorzügliches Essen im Freien.

Zum Abend lud uns Jozef  zu einem Volleyballspiel der Studentenmannschaften aus Olsztyn und Warszawa ein. Natürlich siegten die Studenten aus Olsztyn mit 3:0 - was den Tag zu einer runden Sache werden ließ.

Mit einem schnellen Frühstück von der Tanke gegenüber starteten wir den Sonntag. Jozefs Bruder, Jan Tyburski, führte uns durch die schöne Altstadt Olsztyns und zur Universität. Dort zeigte uns ein Mitarbeiter den Campus, dessen Dimensionen unsere Vorstellungskraft überschritt. 40.000 Studenten tummeln sich auf dem über 100 ha großen Gelände, das mit seinem See, seinem Aussichtspunkt über die Stadt, seiner Kirche und den zahlreichen Grünanlagen und Sportplätzen jeglicher Art besticht.

   
   
28.09.2007

Heute Morgen um acht Uhr sollte unser zweiter Workshoptag an einer Universität auf dieser Tour beginnen. Unser hiesiger Kontakt, Prof. Dr. Vytautas Pilipavicius, Vizedekan der Universität für Landwirtschaft hier in Kaunas, hatte uns gesagt, dass er nur Masterstudenten erwarte. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde und waren darum etwas verunsichert. Um acht Uhr waren nur zwei Studenten da, was uns noch mehr verunsicherte. Bevor wir um 8:20 anfingen, hob sich die Zahl der Studenten aber bis auf neun, was uns wieder etwas Mut gab. Zwei Professoren und zwei Mitarbeiter der Universität waren auch anwesend.

Wir führten unser Programm vor und es kamen häufig interessierte Fragen. Da nicht alle der Anwesenden der englischen Sprache ausreichend mächtig waren, wurde ab und zu etwas übersetzt und so lockerte sich die Atmosphäre. Am Ende führten wir zwei lebhafte Diskussionsrunden - auch mit Übersetzungen - über die Vor- und Nachteile von Pferdearbeit bzw. Maschineneinsatz und über genetisch veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft.

Zusätzlich zu unserem Programm präsentierte Matthias Sitzler, ein Mitarbeiter des DAAD-Büros aus Kaunas, die Möglickeiten, die es für Studenten aus Litauen gibt, an Stipendien für ein Studium in Deutschland zu kommen.

Jetzt fahren wir los nach Olsztyn (Polen), wo wir am Dienstag den nächsten Worshoptag haben werden.

   
   
26.09.2007

Das vorige Wochenende verbrachten wir auf der Kurischen Nehrung, um uns von den Strapazen der ersten Woche zu erholen. Am Montag fuhren wir dann mit neuen Kräften in Richtung Raseiniai, wo wir privat bei Bekannten von Hannes nächtigen durften. Rasa arbeitet für einen deutschen Konzern, der mittlerweile ca. 2700 ha in Litauen nach den ökologischen Richtlinien bewirtschaftet. Produziert werden Roggen, Weizen, Titicale und Lupinen. Das Gespräch mit dem dortigen Chef und die Feldbesichtigungen wareb sehr interessant.

Danach besuchtenwir noch einen kleineren ökologischen Hof (160 ha), dessen Bewirtschafter die Ökologische Landwirtschaft von einer anderen Seite betrachten, wo nicht nur der Profit im Vordergrund steht.

Bemerkenswert ist an beiden Betrieben, dass sie viehlos und ohne mehrjähriges Kleegras wirtschaften, einen Getreideanteil von über 80% in der Fruchtfolge haben und sich über den starken Unkrautdruck und die relativ geringen Erträge (Roggen z.B. 15 dt / ha) beschwerten.

   
   
22.09.2007
Vor kurzem passierten wir die Grenze nach Litauen. Ein kritischer Blick des Grenzpostens streifte unseren Tourbus, doch ließ er uns weiter fahren. Wir kamen aus Jelgava, wo wir am Donnerstag angekommen waren, um am Freitag unser Programm vorzustellen. Nach unserer Ankunft und einem Gespräch mit Prof. Dr. Dzidra Kreismane, unserer dortigen Kontakperson, suchten Tobias, Katja, Jonas und Hannes das Gepräch mit Studierenden an unserem Infostand, während Daniela und Viola Mitarbeiter des International Department zur Mobilität der Studierenden befragten.
Die Nacht vor unserem ersten wirklichen Aktionstag verbrachten wir in einem wunderschönen Studentenwohnheim aus Sovietzeiten. Es hieß früh aufstehen, da Dzidra uns vor unseren Präsentationen noch einiges über die Landwirtschaftsuniversität in Jelgava und den Ökolandbau in Lettland erzählen wollte. Prof. Dr. Daina Kairisa, Dekanin der Fakultät für Landwirtschaft, begrüßte uns kurz und dann ging unser Progamm los. Es nahmen sowohl Studenten der Landwirtschaft als auch der Ernährungswissenschafen teil. Die Beteiligung der Studenten an den interaktiv gestalteten Präsentationen und Workshops war anfangs eher zurückhaltend, mit der Zeit lockerte sich die Atmosphäre jedoch. Für alle Beteiligten war dieser Tag eine gute Erfahrung.
   
   
18.09.2007

Ilze Skrabule, Kartoffelzüchterin und Verantwortliche für die ökologische Pflanzenzüchtung am Institut, gab uns einen Überblick über die Entwicklung und aktuelle Situation des Ökolandbaus in Lettland und über ihre Forschung zur ökologischen Pflanzenzucht.

Gegen Mittag besuchten wir einen ökologisch wirtschaftenden Betrieb, dessen Schwerpunkt beim Ökotourismus liegt. Die Produkte werden überwiegend an Touristen vermarktet, die wegen der wilden Pferde und der schönen Landschaft kommen.

Ebenfalls in der Nähe von Priekuli begrüßte uns ein Paar auf ihrem Betrieb, welches seit Jahren von der Idee des Ökologischen Landbaus überzeugt ist. Wegen der schwierig einzuschätzenden Marktsituation für ökologische Lebensmittel haben sie ihren Anbau über die Jahre diversifiziert und produzieren sogar Schnittblumen.

   
   
17.09.2007

Unsere drei Frauen können wieder lachen: wir haben festen Boden unter den Füßen!

Nach 27 Stunden auf der Fähre von Rostock nach Ventspils, viel Unwohlsein bzw. tschechischem Bier, der Feststellung, dass der Tourbus die Inspektion nicht so ganz korrekt verlassen hat und einer geruhsamen Nacht in Ventspils startet die ORGANICagriculTOUR ihre Mission durch das Baltikum.

Wir sind mittlerweile in Priekuli angekommen, wo wir morgen am Plant Breeding Institute mehr über den Ökolandbau in Lettland erfahren werden. Zudem dürfen wir uns auf die Besichtigung zweier ökologischer Betriebe freuen.