Reisetagebuch

Mittwoch, 03.02

 

Abends im Cip-Pool. Es ist Abend, wir sitzen zu dritt im "heimischen" Cip-Pool und hämmern wild auf die vertrauten Tastaturen ein. Presseberichte wollen noch rausgeschickt, Bilder komprimiert und hochgeladen und natürlich Tagebuch geschrieben werden. Noch vor ein paar Stunden waren wir in der Bertha-von Suttner-Schule in Ettlingen und haben lauter 18- und 19-jährigen aufgeweckten Menschen gegenübergestanden. In der ersten Doppelstunde waren es 60 Augenpaare die uns angeschaut haben. Die zweite Gruppe war wesentlich kleiner und schien interessierter. Zu unserer Überraschung kamen ein paar Schüler, die gar nicht vom Agrar-Gymnasium waren - einfach aus Neugier.
Eine Schülerin kam nach der Stunde und wollte wissen, ob wir Informationen zu den Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderten Sojas hätten. Sie wird eine Projektarbeit dazu schreiben. Nach dem Aufräumen kamen wir kurz mit einer Lehrerin ins Gespräch. Als wir Ihr von Witzenhausen und das Studium hier erzählt haben, meinte sie, dass es schade sei, nicht noch einmal studieren zu können.
All die Einzelheiten, die den heutigen Tag und die anderen Tage gefüllt haben sind schwer in ein paar Sätze zu fassen. Die Tour ist noch lange nicht abgeschlossen, auch wenn der praktische Teil mit den Schülern nun zu Ende ist. Huiiii, mal schauen wie uns die Landung ins  "Alltags-Leben", auf rutschiger Prüfungsbahn gespickt mit kleinen Katastrophen-Hügelchen, aber schönem Viele-wunderbare-Menschen-Wetter, gelingen wird.
Dienstag, 02.02

Den Tag haben wir mit einem gemeinsamen Frühstück begonnen und sehr gute Musik dabei zu hören bekommen :-) Über Nacht hat es noch viel viel mehr geschneit. Gegen elf Uhr sind wir aufgebrochen nach Hohenheim, wir wollten uns die Uni mal anschauen. Das deutsche Landwirtschaftsmuseum war leider geschlossen, dafür haben wir zusammen mit einem ehemaligen Student umso mehr Zeit in den Hallen der Agrartechnik verbracht und sind durch sämtliche Parkanlagen gewandert, unterbrochen von einer kleinen Brotzeit im Bus. Gerne hätten wir in eine Vorlesung reingeschaut, aber die sind  wohl schon seit Freitag zu Ende und jetzt ist Prüfungszeit. Einigermaßen verfroren sind wir dann in Richtung Karlsruhe aufgebrochen und haben auf dem Auenhof vorbeigeschaut, unser Abendessen dort eingekauft und unsere Bodenziegel bei eisigem Wind noch ausgegraben, aber wie gesagt, das Ziel war Karlsruhe. Mit fachkundiger Kartenleserei haben wir unser Quartier auch gut gefunden, nur leider standen wir vor verschlossenen Türen und haben uns dann gezwungenermaßen in den benachbarten Irish Pub verzogen um uns aufzuwärmen. Und so ein rothaariger Ire, der so leise und scnnell spricht, dass man noch nicht mal eine Lippenbewegung wahrnehmen kann, ist schon sehr beeindruckend. Stunden später... irgendwann haben wir es dann doch noch geschafft, unseren Kontaktmann anzutreffen und haben noch ein feines Mahl zur Nacht auf die Schnelle zubereitet: Kartoffel-Karotten-Gemüse mit Meerrettich. Wir sind dann wieder in guten und wichtigen Gesprächen versumpft anstatt vernünftigerweise ins Bett zu gehen.

 

Montag, 01.02

Heute Morgen hieß es wieder Sachen packen, letzte Absprachen untereinander treffen und Bodenziegel holen. Dazu sind wir ins Nachbardorf gefahren, um den  Biolandbauern nach einer geeigneten Fläche zu fragen. Einmal kurz in den Stall schauen musste natürlich sein.  Ruhe und ein vertrauter Geruch haben uns dort empfangen. Die Entnahme der Bodenziegel gestaltet sich als eine wachsende Herausforderung, aber ist für uns jedes Mal neu spannend. Sie wird mehr und mehr zur Überraschung, da man ja unter all dem Schnee weder von der Vegetation noch vom Boden etwas sieht. Nachdem die anschließende Fahrstrecke Stefans alter Schulweg war, brauchten wir noch nicht einmal eine Karte um die Richard-von-Weizsäcker-Schule in Öhringen zu finden. Das Klassenzimmer füllte sich mit einem kunterbunten Publikum. Schüler aus der 11., 12., 13. Klasse und Berufsschüler aus dem 3. Lehrjahr saßen uns gegenüber und empfingen uns mit einem neuen Dialekt. Schwierig war für uns, allen Wissensstufen gerecht zu werden. Die Schüler waren engagiert und interessiert, trotz der Nachmittagseinheit klappte das selbständige Erarbeiten sehr gut. Auch Fragen zum Partyleben in Witzenhausen wurden gestellt. Nun sind unsere Kisten wieder im Auto verpackt, es haben sich noch Gespräche auf dem Flur ergeben. Jetzt sitzen wir im Lehrerzimmer, vom Himmel schneits und es dämmert schon wieder. Die Fahrt nach Stuttgart steht noch an- unsere nächste Übernachtungsstation.Wobei Stuttgart, wie wir heut gehört haben, das größte Dorf der Welt sei, soviel gehöre zu Stuttgart und liege aber außenrum, von dem her werden wir sehen wie nah oder fern wir in oder um Stuttgart sind. Wir sind in Botnang gelandet, bei einem Freund von Stefan. Haben einen ruhigen Abend am Küchentisch mit Gesprächen verbracht. Es tut ganz schön gut mal mit Leuten zu reden, die nicht so sehr in der Landwirtschaft stecken wie wir und es somit auch um ganz andere Dinge gehen kann.

 

Sonntag, 31.01

Der Wecker klingelte um sieben, denn nach dem schönen nächtlichen Ausflug bei Vollmond in die Winterpracht gestern, wollten wir die gute frische Luft und die körperliche Ertüchtigung auch mal in aller Frühe erleben. Kurz eine Tasse Tee und eine kleine Portion Müsli, dann ging es raus in den Winter, Milchhol-Wanderung durch tiefen Schnee und unbekannte Gegenden zum Bioland-Bauern bzw. fünf Abfahrten Ski standen auf dem Programm bevor wir uns zu einem schönen und gemütlichen Sonntagsfrühstück am Tisch zusammenfanden. Nun steht wieder Schreibtischarbeit an, die kurz unterbrochen wird durch heiße Schokolade und Kuchen mit anschließendem Setspiel.

 

Samstag, 30.01

Nach der Erfüllung unseres sehnlichsten Freitagnachmittagwunsches, nämlich unsere Tankanzeige sowie die Tankkarte der Uni mit einer Esso-Tankstelle erfreuen zu können, schlugen wir unser neues Lager bei Stefans Eltern im Hohenlohischen auf. Bei einem bemerkenswert leckeren tegut- Biowein nahmen wir uns nun die Zeit, die 10 Evaluationsplakate mit den bunten Klebepunkten einmal genauer in Augenschein zu nehmen. Wir drei hatten nämlich offensichtlich ganz unterschiedliche Wahrnehmnungen und Eindrücke von denersten 4gehaltenen Workshops in Ravebsburg und Radolfzell mitgenommen! Es hatte auch gut getan bei einem Spaziergang am stürmischen Bodenseeufer die Ansprüche und Zielsetzungen nochmal zu reflektieren. Nun ja, die Schüler (und Lehrer) äußern jedenfalls durchweg Zufriedenheit und Gefallen an je 90 Minuten Interaktion, Fragen und Vortrag! Am Samstag morgen nun endlich die erwartete Pracht unserer schönen Landschaft : Gleißendes Sonnenlicht auf einer dicken Schneeschicht und sogar Skifahren ist in diesem Jahr möglich! Wir widmen unsere Konzentration wieder dem Unistoff und Barbara beschert uns zum Kaffee einen leckeren Apfelkuchen- nach hohenlohischem Rezept. Zu später Stunde erfreuen wir uns noch einmal intensiv am Wandern und durch den Schnee wühlen beim nächtlichen Schlittenfahren am Hausberg.

 

Freitag, 29.01

In der Schülerbibliothek der Mettnau-Schule in Radolfzell:Heute sind wir um 6 Uhr aus den Betten gefallen, haben "Brennts Mus" zum Frühstück gegessen und uns im Schneegestöber auf den Weg nach Überlingen - unserem ersten Stop - gemacht. In Überlingen angekommen sind wir zu BODAN gefahren, haben die großen Lieferfahrzeuge vor dem Gebäude bestaunt und leckere Bio-Äpfel, die der Tour gespendet wurden, abgeholt. Für die Uni Kassel sei nichts zu finden, aber als das Wort Witzenhausen fiel...  :-) Dann gings weiter nach Radolfzell. Ein paar Kreisverkehre elegant umfahren, Einbahnstraßen durchschlängeln und rechts den Bodensee  blitzen sehen. Der Empfang war auch hier sehr freundlich. Kurze Kämpfe mit dem Computer mussten noch ausgefochten werden und dann blieben sogar noch ein paar Minuten um kurz an den See zu spazieren um dann mit Schwung in das Klassenzimmer zurück zu kehren. Wow, die Abiturienten beeindrucken immer wieder mit ihrer Aufgewecktheit und Aufgeschlossenheit. Darf man im Öko-Landbau Spritzmittel einsetzen? Die fahren doch auch mit der Spritze über's Feld. Anbindehaltung? Darf man die auf Öko-Betrieben haben? Wenns um den Boden geht dann sind die Agrargymnasiasten fit. Der Humusgehalt wird ganz souverän geschätzt. Die Zeit rennt wie immer davon. Es gäbe da noch viele Dinge, über die wir reden könnten... Auf großes Interesse stießen wir auch mit dem Aufbau und den Inhalten des Studiums in Witzenhausen. Im Lehrerzimmer wurden wir in der großen Zwischenpause mit leckeren Butterbrezeln versorgt und trotz des Zeugnisstresses zum Halbjahr wurden wir auch von den Lehrern freundlich und neugierig mit Fragen und Erzählungen bestürmt . Da wir mit Erlaubnis der Sekretärin unser "Büssle" auf dem Lehrerparkplatz stehen hatten und ein fremdes Kennzeichen natürlich erstmal kritisch beäugt wird, wenn die Parkplätze begrenzt sind, kennt nun das Lehrerkollegium den Namen "Witzenhausen".

 

Donnerstag, 28.01

Nachmittags: es schneit und schneit und will gar nicht aufhören. Nach dem "brennts Mus" (hmmmm) zum Frühstück und den damit einher gehenden kulturellen und kulinarischen Studien des Schwabenländles wurden einzelne Aspekte des gestrigen Tages durchgesprochen und Verbesserungen für die morgige Klasse erarbeitet. Dann sollte es ans Lernen gehen. Wir sind ja durchweg disziplinierte Studenten, die sich gewissenhaft auf die bald anstehenden Prüfungen vorbereiten :-) Nach dem Mittagessen wurde der Beschluss gefasst, sofort die Bodenziegel für die Klasse in Radolfzell zu holen. Heute abend muss man sich ja vielleicht schon durch einen ganzen Meter Schnee durchbuddeln, bevor man auf man auf "braunes Gold" stößt. Also rein in die hunderttausend Schichten von "Wäsch",raus vors Haus und einmal bedenklich am Kopf kratzen und bedeutsam in die Ferne schauen. Dann losstapfen und dabei versuchen sich dem Problem theoretisch zu nähern. Das klappt noch erstaunlich gut, trotz Frost. Ein Ziel wird angepeilt, inspiziert und dann gehts los: Durch den Schnee kämpfen, den Spaten als Feldschneeschippe einsetzen, dann "Kischten" säubern, derweil eine kleine Grube ausheben und dann die Ziegel ganz vorsichtig herausnehmen. Anschließend mit klammen Fingern die "Kischten" die Böschung hinauf bugsieren und mit Triumph eine kleine Dampfwolke ausatmen. Jetzt sitzen wir wieder im warmen Zimmer und sind eigentlich wieder am Lernen bzw. Tagebuchschreiben, Evaluationen anschauen etc. Die Ziegel sind jetzt schockgefrostet und das Mindesthaltbarkeitsdatum dürfte nicht so bald überschritten sein. Spätnachmittags haben wir uns noch über verschneite steile Straßen zu einem Bauernhof gekämpft, 45ha, Milchviehhaltung (Rasse Holstein Friesian) mit Zuchtverkauf, Ferien auf dem Bauernhof. Es gab ein intensives Gespräch mit der Bäuerin  zu den Ansätzen und Ansprüchen in der  konventionellen Landwirtschaft und den Schwierigkeiten, welche Schwerpunkte man in der Praxis setzt um sein Geld hier auch zu verdienen.

 

Mittwoch, 27.01

Nachmittags, noch in der Edith-Stein-Schule in Ravensburg: Wir sind noch ganz benebelt von all den Eindrücken und Menschen, die wir getroffen haben. Die Schüler sind aufgeweckt und sympatisch, die Lehrer haben uns mit einer Herzlichkeit und Freundlichkeit empfangen, die einen ganzen Motivationsschub ausgelöst haben. In den Stunden schwirren Fragen im Raum umher. Sind Bio-Lebensmittel wirklich gesünder? Wie viel Milch gibt eine Kuh am Tag?Warum spricht sich die ökologische Landwirtschaft gegen Gentechnik aus? Was heißt eigentlich Studium? Was ist Kleegras? Was machen Leguminosen?  So viele Fragen und oft so viele Möglichkeiten zu antworten... Nach drei mal 90 Minuten mit fast fliegendem Wechsel sind wir froh über die positive Rückmeldung und werden uns gleich nochmal zusammensetzen, um das Ganze nochmal Revue passieren zu lassen. Zum Abschluss gönnen wir uns einen Besuch in der Therme mit anschließendem ruhigen Schlaf.

 

Dienstag, 26.01

Abends in unserer Unterkunft: Fast 600 km haben wir hinter uns gebracht, die A7 runter bis an den Bodensee. Das gute Wetter bei der Abreise in Witzenhausen nach Tagen unter einer dicken Wolkendecke hat uns in der Gegend um Würzburg verlassen und so konnte leider das Heimatbundesland von Stefan und Barbara unsere “Ausländerin” im Team, Manu (sie kommt aus Jena) nicht mit strahlendem Sonnenschein beeindrucken, aber es sind in ihrem Schwäbisch-Dialekt eindeutig weitere Lernfortschritte zu verzeichnen. Bei Einbruch der Dunkelheit haben wir noch schnell die Bodenproben für Stefans Unterrichtteil gezogen und bei sehr leckerer Kürbiscremesuppe von Stefans Oma durften wir uns dann aufwärmen – wenns  hier kalt ist, dann halt richtig. Der Wind pfeift ordentlich ums Haus und wir sitzen grad noch zusammen und stimmen uns auf die morgigen inhaltlichen Aufgaben ein, denn die letzten zwei, drei Tage stand eher das Organisatorische im Vordergrund.